Description
Bruns, Ursula (1958). 13 alte Esel. Ein heiter-ernster Roman. C. Bertelsmann. 326 Seiten.
Don Chaussee ist daran schuld, daß dreizehn alte Esel, halbverhungerte und jämmerlich abgeschundene Grautiere, auf dem Weg zur Wurstfabrik, über Nacht in die wohlgehütete Ordnung eines Heimes für elternlose Kinder einbrechen, in dem Frau Martha ein redliches, aber strenges Regiment führt. Eine Laune des Schicksals – und doch löst die armselige Eselschar eine Kette turbulenter Ereignisse aus, die das Leben des Heimes und seiner Bewohner von Grund auf verändern. Frau Marthas Schützlinge, in einer aus den Fugen geratenen Zeit herangewachsene junge Menschen, lehnen sich gegen die gut gemeinten Erziehungsgrundsätze ihrer Betreuerin auf, gegen peinliche Ordnung, eiserne Disziplin und harte Arbeit. Kann man es nur durch Verzicht auf alles Bequeme und Schöne im Leben zu etwas bringen? Frau Martha ist davon über= zeugt – ganz im Gegensatz zu Don Chaussee, ihrem Mann, der mit Geduld, Liebe und menschlicher Wärme versucht, den Herzen der Jungen und Mädchen näherzukommen.
Aber ist Don Chaussee das richtige Vorbild für junge Menschen? Gewiß, er ist ein herzensguter Kerl, aber seine Ehe mit Frau Martha besteht schon seit Jahren, in denen sich Don Chaussee als Lebenskünstler und Vagabund in allen Ländern der Erde herumtrieb, nur auf dem Papier, und jeder Versuch einer Verständigung scheitert an der Gegensätzlichkeit der Charaktere. Weil er von den Erziehungsmethoden seiner Frau nicht viel hält, stellt er sich auf die Seite der Kinder – und auch dieser Entschluß trägt nicht dazu bei, die zerrüttete Ehe zu heilen. An dreizehn alten Eseln scheiden sich die Geister der beiden Ehepartner. Ihr Auftauchen ist letztlich der Anlaß zu einem neuen Anfang für Frau Martha und Don Chaussee, dem eine große und schöne Aufgabe gestellt wird, und zu einem neuen Weg für die jungen Men= sehen, die nicht nur zu sich selbst finden, sondern auch ihre Umwelt mit anderen Augen betrachten lernen.
Autorin: Ursula Bruns, eine der erfolgreichsten · unter den jungen Autorinnen, wendet sich mit diesem ungewöhnlichen Buch zum erstenmal an erwachsene Leser und Jugendliche zugleich. Neben dem ernsten Grundthema läßt die Autorin bei der Zeichnung ihrer Menschen ebenso wie bei der Schilderung der vielfältigen, geschickt geknoteten Verwirrungen dieses Romans immer wieder frischen, leben~ bejahenden Humor anklingen. Man lad1t herzhaft über Don Chaussee, den modernen Taugenichts und Weisen von der Landstraße, man schmunzelt über den prächtigen Pfarrer, der auch für die ausgefallenste Situation einen Vers in kernigem Westfälisch bereithält, man freut sich über die glänzend beobachteten Bauern, man bangt und hofft mit Franziska und Änne, mit Leo, Andreas und Huber! und den beiden Kletten, und man seufzt über Frau Marthas Engherzigkeit und ihr störrisches Festhalten an törichten Prinzipien – und empfindet doch Mitleid für sie. Denn Ursula Bruns läßt den Leser in diesem ebenso spannenden wie ergreifenden Roman in das Herz ihrer Figuren schauen.
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