Esel Büffel Kamele

Description

Nipkow, Paul (1957). Esel Büffel Kamele. Eindrücke und Erlebnisse von einem Aufenthalt in der Türkei. Separatdruck aus der «Gotthardpost». 69 Seiten.

Zu Beginn des Jahres 1956 wurde ich von der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Nationen (FAO) angefragt, ob ich in ihrem Auftrag die Türkei für ein Jahr unsicher machen möchte. Nach dem einem Familienvater wohlanständigen Zögern nahm ich an und flog im Juli nach Ankara. Es gebührt sich, an dieser Stelle dem hohen Regierungsrat des Kantons Uri meinen besten Dank dafür auszusprechen, dass er mir die Annahme des Auftrages durch die grosszügige Gewährung eines Urlaubes ermöglichte. Ich konnte das Land, das rund zwanzigmal so gross ist wie die Schweiz, nach allen Richtungen bereisen und dabei engen Kontakt mit der ausserordentlich gastfreundlichen Bevölkerung nehmen. Als ich mit meinen Begleitern von der ersten Bärenjagd durchnässt und dreckig ins Zeltlager zurückkam, meinte der eine: «Jetzt, Herr Nipkow, Sie können schreiben einen Geschichte: eines Tages, drei Jäger zogen aus um schiessen eine Bär. Aber sie finden nur Brombeer, keine Brummbär!“ Ich lachte über die ausgefallene Idee, aber als ich abends allein im Zelt sass und der Wind von fern her Wolfsgeheul über die Steppe trug, nahm ich Papier und Bleistift und versuchte, das Abenteuer zu beschreiben, grad so wie es sich zugetragen hatte. Es wurde der erste einer Reihe von kurzen Berichten über meine Erlebnisse, die Herr Martin Gamma freundlicherweise in der «Gotthard-Post» veröffentlichte. Er regte auch den Druck des vorliegenden Heftleins an, in welchem sie nun gesammelt sind und sich bemühen, ein buntes Bild eines Landes und seiner Leute zu zeichnen, so wie ich es erlebt und im Laufe meines zehnmonatigen Aufenthaltes von Herzen gern bekommen habe.
Meine türkischen Freunde mögen es mir verzeihen, wenn ich es unterlassen habe, die Pracht ihrer modernen Bauten in den Grossstädten oder die sich überall rasch entwickelnden Industrien zu beschreiben. Abgesehen davon, dass mir für solche ernsthaften Abhandlungen alle Voraussetzungen fehlen, wollte ich nicht erzählen, was g l e i c h ist wie zuhause, sondern was a n d e r s ist und für den unter hygienisch einwandfreien Bedingungen sich von früh bis spät abrackernden Schweizer noch mit dem Schimmer morgenländischer Romantik überhaucht erscheint.
Altdorf, im November 1957, Paul Nipkow.