Nostalgisches Wallis

Description

Carruzzo, Felix (1995). Nostalgisches Wallis. Ketty & Alexandre, Chapelle-sur-Moudon. 144 Seiten. ISBN 2881140424

Der Mensch lebt nicht einfach so für sich und aus sich. Ob bewusst oder unbewusst: er wurzelt in früheren Generationen und Zeiten. Wir sprechen dann etwa von Geschichte. Diese vergangene Zeit können wir verfeinern, aufteilen, unter die Lupe nehmen und kommen so zur Landes-, Dorf und gar zur Familiengeschichte. Wir erstellen etwa einen Stammbaum unserer Familie und begegnen dann den Wurzeln des eigenen Stammes. Man feiert übrigens auch ein Fest als Erinnerung an ein frühes oder früheres Ereignis. Man hat einen Gedenken an Verstorbene, erzählt Geschichtchen und gar Legenden von früher und erfährt, dass hinter all diesen Wörtern Menschen stehen, die vor uns gewirkt, gehofft und verändert haben. Und das Erinnern wird auch durch Gemälde, Stiche und Fotos genährt. Man bekommt eine plastische Vorstellung von damals. Man kann jene Zeit erahnen, erfühlen und wohl auch irgendwie begreifen.

Diesem Zweck dient auch dieser Band. Er will uns aufzeigen, wie es war. Da sehen wir etwa Landschaften, die wir sofort erkennen. Natur ändert sich kaum wahrnehmbar, wenn nicht gerade Bergstürze und Überflutungen Wunden schlagen. Da sind aber auch die Dorfschaften, die ein ganz neues Gesicht bekommen haben, und dieses neue Gesicht wurde ihnen von den Menschen gegeben, und so steht eben der Mensch im Mittelpunkt, ob er auf dem Bild steht oder nicht. Wir wollen keinesfalls über die Menschen vor unserer Generation urteilen. Auch sie waren manchem Zwang unterworfen, mussten oft aus Not so handeln. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles gewaltig, ja rasant verändert, und wir lächeln über das Früher. Die Menschen waren damals aber nicht rückständig. Es war eine andere Zeit. Sicher hat man auch früher Fehler gemacht, und dieses Zurückdenken führt uns gerade in unsere Zeit. Beim Betrachten der Wurzeln in dieser oder jener Form drängt sich uns die harte Frage auf: Ja, was tragen wir zum gesunden Fortschritt bei? Ist alles Segen und gute Entwicklung, was wir da tun? Wie wird man später über unsere Leistungen, Bauten und Werke urteilen? Werden wir vor der Geschichte bestehen können, oder wird man uns vielleicht für Unterlassungen, Übereiltes und nur Zeitbezogenes anklagen? Müssen wir uns vor unseren Nachkommen schämen? (…) Raymund Wirthner